Unterthema: Siemens Nixdorf: Scenic Mobile 800
Neben der silbernen Farbe fällt vor allem die eigenwillige Gehäuseform auf. Das Gerät wird nach hinten massiv dicker und erreicht mit über sieben Zentimetern Rekordmaße. Der Grund für das stattliche Maß versteckt sich zwischen Deckel und Gehäuse: Die Tastatur befindet sich in einem keilförmigen Einsatz, der abnehmbar ist und vor das Notebook gelegt werden kann. Eine Infrarotverbindung zwischen Tastatur und Gehäuse übermittelt die Tastensignale an den Rechner.
Da die Hände nicht mehr an eine fest eingebaute Tastatur gefesselt sind, kann der Benutzer den Augenabstand zum Bildschirm frei wählen. Angesichts der 14 Zoll Bilddiagonale, die knapp der Größe eines 17"-Monitors entspricht, ist das eine langersehnte Option, um das ganze Display im Blick zu haben. Vortragende werden bei kleinen Präsentationen die Entkopplung von Anzeige- und Eingabegerät schätzen.
Der externe Monitor kann damit überflüssig werden - wenn einem die Helligkeitt von knapp 90 cd/m2 ausreicht. Der maximale Kontrast von nicht einmal 100:1 liegt allerdings unter dem Durchschnitt. Zudem sinkt der Kontrast bei fast leerem Akku auf inakzeptable 40:1. Da sich die Helligkeit dabei kaum ändert, vermuten wir ein Ansteuerungsproblem des Panels.
Unter Umständen bevorzugt man schon deshalb den externen Monitor, weil der Grafikchip viel mehr kann als nur die 1024 x 768 Bildpunkte im Display zu versorgen. Der ATI 3D RageLT Pro stellt sogar Auflösungen bis zu 1600 x 1200 mit 85 Hz Bildwiederholfrequenz und 64K Farben klar und scharf dar. Mit dem ATI-Controller hält 3D-Performance Einzug in Mobilrechner, was unser Spiele-Benchmark POD mit 28 fps unterstreicht. In Verbindung mit Windows 98 kann der Chip zwei eigenständige Anwendungen auf dem LC-Display und einem angeschlossenen Monitor oder Projektor darstellen.
Zusammen mit dem Grafikchip katapultieren der Mobile Pentium II, 64 MByte Hauptspeicher und eine flotte 5-GByte-Festplatte von IBM die Rechenleistung in Spitzenregionen. Trotz der nicht gerade stromsparenden Komponenten hält der Akku unter Vollast ohne Energiespareinstellungen fast vier Stunden durch. Unseren standardisierten Akku-Bench, bei dem mit Power Management Word- und Excel-Anwendungen ablaufen, konnten wir nicht durchführen, denn die BIOS-Version unseres Vorab-Testgerätes erlaubt erstaunlicherweise kein Power Management. Dieser unhaltbare Zustand soll gemäß Siemens-Nixdorf mit den Seriengeräten jedoch behoben sein.
Gegenüber dem sonst üblichen Plastik bietet Magnesium eine Reihe von Vorteilen. Das Material ist stabiler und verwindungssteifer und schützt deshalb die großen und damit empfindlichen Displays besser als die labilen Plastikrahmen. Wegen der guten Wärmeleitung sind zudem Metallplatten zur Wärmeableitung der Prozessorhitze überflüssig, das gesamte Gehäuse kann Wärme aufnehmen und an die Umgebung abgeben. Für die vorausgesagte Steigerung der Leistungsaufnahme von High-End-Notebooks für Ende nächsten Jahres [1] ist das Scenic Mobile gut gerüstet.
Gewicht spart man mit dem Magnesium allerdings nicht, mit über vier Kilogramm gehört es zu den schwersten Notebooks, die wir in letzter Zeit auf die Waage legten. Die robuste Metallhülle empfiehlt zwar das Gerät für den harten, mobilen Einsatz, die fast fünf Kilogramm im Aktenkoffer (mit Netzteil und zweitem Laufwerk) verflucht mancher Besitzer jedoch schnell.
Dort ist die Sicherheit ein wichtiges Thema, gerade wenn der Manager mit mobilem Rechner samt sensibler Daten unterwegs ist. Zusätzlich zu Kennwörtern für den BIOS-Schutz und Betriebssystemzugang verhindert Siemens Nixdorf mit Hilfe einer SmartCard komplett den unbefugten Zugriff auf das Notebook. Unter der abnehmbaren Tastatur befindet sich dafür ein SmartCard-Leser, in den die Karte gesteckt wird.
Entscheidet sich der Benutzer für diese Zugangskontrolle, dann verlangt das System nach jedem Neustart neben der Karte eine PIN. Auch dem SmartCard-Besitzer ist es danach nicht mehr möglich, beispielsweise für weitere Benutzer die Zugangsberechtigung rückgängig zu machen. Diese brauchen auf jeden Fall die PIN und die Karte. Mit der weitergegebenen PIN ist jedoch nur der Zugang möglich, erst mit einem Administrator-Paßwort kann die Zugangs-PIN geändert werden. Ist die SmartCard weg, dann gibt es noch eine Reservekarte. Nach sechs falschen PIN-Eingaben hintereinander sperrt die SmartCard den Zugang.
So innovativ das neue Scenic Mobile mit abnehmbarer Tastatur und integriertem SmartCard-Leser erscheint, in der Ausführung und in der Verarbeitung des Vorseriengerätes zeigen sich noch Schwächen. Die Tastatur ist in sich verzogen und liegt nicht plan auf einer Tischplatte auf, zudem reichen zwei kleine Gummieinlagen an der Unterseite nicht aus, um Rutschpartien zu verhindern.
Zwei federnde Plastiknasen an der Tastaturrückseite rasten nur mit Nachdruck in die dafür vorgesehenen Einbuchtungen am Gehäuse ein. Nachdem die Tastatur einige Dutzend Mal eingeklinkt wurde, sehen wir an den Nasen bereits deutliche Verschleißerscheinungen. Laut Siemens-Niixdorf sollen diese Schwächen beim Serienmodell behoben sein.
Die Laufwerkseinschübe in den Schächten lassen sich nur äußerst widerwillig tauschen. Vor allem das CD-ROM-Laufwerk im rechten Schacht sorgt für Probleme. Die Abdeckplatte für die Akkuzellen in der Tastatur rastet zudem nur widerwillig in ihrer Halterung ein.
Letzterer dürfte angesichts des astronomischen Preises von über 16 000 Mark nicht sehr groß ausfallen, und in puncto Verwirklichung gibt es viel Verbesserungspotential: Display und Tastaturrahmen sind einer High-End-Maschine ebenso unwürdig wie Verarbeitungsmängel an Klemmen und Haken. Das Serienmodell darf diese Schwächen nicht mehr zeigen. Dazu kommen die Nachteile Gewicht und Dicke. Nach anfänglicher Euphorie und Faszination, das Notebook der Zukunft in Händen zu halten, stellt sich etwas Ernüchterung ein. (jr)
Hersteller | Siemens-Nixdorf |
Anbieter | Siemens-Nixdorf |
Telefon | 08 21 / 8 04-0 |
URL | www.siemensnixdorf.com/pc/notebook/index.htm |
Ausstattung | |
Zubehör (inkl.) | Tasche, Windows-95-Handbuch und CD, TV-out-Adapter, Handbuch, Bios-Handbuch, 2 Smart Cards, Driver / Utility-CD-ROM |
Zubehör (optional) | Port Replicator QuickPort S |
Prozessor / Taktrate | Intel Mobile Pentium II / 266 MHz |
L1-Cache / L2-Cache (Write Back) [KByte] | 2 x 16 / 512 |
Hauptspeicher / davon On Board / Max. [MByte] | 64 / 0 / 256 (4 Steckplätze SO-DIMMs, SDRAM) |
Anschlüsse | 1 seriell, 1 parallel, 2 PS/2, 1 USB, 1 VGA, Audio in, Audio out, Mikrofon, Game / MIDI Video out, Anschluß f. Port Replicator / Docking Station |
PC-Card-Controller | TI PCI-1250 |
Grafikchip / Bildspeicher | ATI 3D Rage LTPro / 4 MByte |
Soundchip | ESS 1869 |
Festplatte / Kapazität | IBM DPLA-25120 / 4,8 GByte |
CD-ROM-Laufwerk / Geschwindigkeit | Toshiba XM-1702B / 11X - 20X |
Display / Pixel | 14,1" TFT / 1024 x 768 |
Ext. Monitor: Auflösung / Farben / Bildwiederholfrequenz | 1280 x 1024 / 16,7 Mio / 100 Hz oder 1600 x 1200 / 64K / 85 Hz |
Mausersatz | Touchpad |
Akku | Sanyo 3UR18650-4 / Li-Ion / 58 Wh |
Akku-Anzeige extern / auf Akku | + / - |
Power Management | APM 1.2 |
Herstellergarantie / Ersatzteilgarantie | 3 Jahre / 3 Jahre |
Betriebssysteme vorinstalliert | Windows 95 oder NT |
Meßergebnisse | |
Speicher-Transferraten L1 / L2 / DRAM | 1354 / 251 / 61 MByte |
PCI-Transferrate (Mem. to Vid.) | 23 MByte |
Festplatte: HD-Bench (gew. Mittelwert / Max.) | 4,3 / 8,8 GByte (nur Lesezugriffe) |
Intel Media Bench (1024 x 768, 256 Farben) | 357 |
BAPCo SysMark32 (1024 x 768, 256 Farben) | 244 |
Bildrate (POD) | 28 fps |
Helligkeit; Kontrast (minimales Sichtfeld) | 89 cd/m2; 86:1 |
Minimale Akkulaufzeit | 3-4 h |
Gewicht: Notebook (mit Akku, CD-ROM-Laufwerk) / Netzteil | 4,2 kg / 0,4 kg |
Abmessungen (B x T x H) [cm3] | 32,8 x 25,9 x 7,2 |
Listenpreis (inkl. MwSt.) | 16 239 DM |
Bewertung | |
Display: Farbdarstellung | [±] |
Display: Helligkeit, Kontrast | [-] |
Akkulaufzeit | [++] |
Anwendungsperformance | [++] |
Bedienung, Ergonomie | [±] |
Verarbeitung | [-] |
[++] sehr gut [+] gut [±] zufriedenstellend [-] schlecht [--] sehr schlecht + vorhanden - nicht vorhanden k. A. keine Angabe