[WH] Haltbarkeitsdatum von Win 95 abgelaufen?
So, hier ma mein "Windows 95 Kochbuch, Vol. 1" für schnellere Systeme (ich hatte wohl etwas Langeweile):
Folgende Hardware wurde verwendet:
ASUS TUSL2-C Mainboard
Pentium III-S 1400MHz CPU (Tualatin mit 512kByte 2nd-level-Cache)
2*256MB SDRAM PC133, Timing 2-2-2
Soundblaster Live 1024
DEC 21040-basierte 10MBit/s-PCI-Netzwerkkarte
Realtec 8139-basierte 10/100MBit/s-PCI-Netzwerkkarte
nVidia Geforce3 Ti200 mit 128MB Local Memory
nVidia Geforce4 Ti4200 AGP8X mit 64MB Local Memory
nVidia Geforce FX5200 mit 128MB Local Memory
IDE-DVD-LAufwerk
IDE-Platte 20GB
Floppy-Laufwerk
Installiert wurde die C-Version.
Zunächst wurde die Festplatte mit FDISK in einer großen primären FAT32-Partition partitioniert und nach einem Neustart mit FORMAT formatiert.
Danach wurde auf dem Laufwerk C: ein Verzeichnis namens WIN95 angelegt und der Inhalt aus gleichnamigem Verzeichnis von der Installations-CD dortin kopiert.
Danach wechselt man auf der Platte in dieses Verzeichnis und startet das Setup von dort mit SETUP. Dies hat den Vorteil, daß bei Konfigurationsänderungen später nicht mehr die CD angefordert wird, heißt aber auch, daß die Grundinstallation ca 130MB mehr belegt als üblich.
Nach der Installation sollte man die Installation des "Active Desktop" mit ALT-F4 erstmal abbrechen, da der in Win95c enthaltene IE4 zu alt für neuere PCs ist.
Stattdessen holt man sich von M$ das Installationspaket IE 4.01SP2 - dieses enthält neben einigen Sicherheitsfixes auch einen neueren Realplayer, der sich auf schnelleren Systemen nicht bei der Installation weghängt.
Vor der Installation des IE4 mit "Active Desktop" startet man aber von der Installations-CD aus dem Verzeichnis \OTHER\UPDATES\USB erstmal USBSUPP.EXE und nach dem Neustart aus selbigem Verzeichnis USBUPD2.EXE
Jetzt kommt der Chipsatztreiber von Intel in der Version 3.20 - neuere aus der 3er-Reihe habe ich nicht gefunden, ab 4.0 wird Windows95 nicht mehr unterstützt.
Nach zwei Neustarts sieht der Gerätemanager schon recht aufgeräumt aus - es fehlen nur noch Treiber für die Realtek-NIC, die Soundkarte und die Grafikkarte. Jetzt sollte man auch im Gerätemanager für DVD-Laufwerk und Festplatte den DMA-Modus aktivieren
Trotzdem kommt jetzt aber erstmal der Internet Explorer 5.5 dran - der enthält nämlich auch einige Komponenten, die später für DirectX und für den nVidia-Treiber benötigt werden.
Nun ist DirectX 8.0 an der Reihe, danach kann man dann den Soundblaster-Treiber installieren - ich habe mich aber auf den reinen Treiber nebst DOS-Treiber beschränkt, die optionalen Zusatzprogramme habe ich alle abgewählt, da ich die nicht benötige.
Wählt man den DOS-Treiber, wird in der CONFIG.SYS übrigens der EMM386.EXE aktiviert, da der SB16-Emulator nur im sog. virtuellen 8086-Modus die Zugriffe auf die alten SB-Resourcen abfangen und umlenken kann. Das funktioniert nach meiner Erfahrung mit alten DOS-Spiele auch ganz gut - leider benutzen aber einige alte DOS-Spiele (z.B. Ultima7) eigene Speichermanager, die sich mit EMM386 beißen. Die laufen dann also häufig nur ohne Tonausgabe.
Als letztes kommt jetzt der Treiber für die Grakikkarte dran.
Grundsätzlich ergibt es keinen Sinn, etwas potenteres als eine Geforce3 zu nehmen, denn unter Windows95 ist bei DirectX 8.0 Schluß. Geforce4-Karten unterstützen DX8.1, ab GeforceFX sind die Karten dann zu DX9 kompatibel.
Aufgrund der Negativ-Erfahrungen, die Dirk bereits mit dem 81.89-Treiber berichtet hatte, habe ich mich versionsmäßig mal "von unten" des Problems angenommen.
Erster Kandidat war Version 29.42 - dieser Treiber unterstützt Karten bis Geforce4:
Nach der Installation und Neustart folgt eine Fehlermeldung, daß die Datei
C:\WINDOWS\SYSTEM\SUCATREG.EXE nicht gefunden werden konnte. Aufgrund des Alters des Treibers kann ich aber nicht sagen, ob es sich um einen generischen Referenztreiber von nVidia oder einen angepassten OEM-Treiber handelt, der zusätzliche Komponenten benötigt oder eine Registrierung will. Nach einem Neustart erscheint diese Fehlermeldung nicht wieder. Der Treiber funktioniert jedenfalls bis auf diesen Schönheitsfehler, auch die zusätzlichen Konfigurationsreiter bei "Eigenschaften von Anzeige" funktionieren. DXDIAG meldet, daß der AGP-Modus aktiv sei, die Systeminfo von 3DMark2001 behauptet aber, daß 0MB local memory und 0MB AGP memory vorhanden seien. Der Benchmark läuft aber durch und schafft mit der Gf3 4654 Punkte. 3DMark2001SE geht übrigens nicht, da der DX8.1 sehen will.
Durch diesen ersten Erfolg ermutigt, wollte ich anstatt der Gf3 mal eine Geforce4 Ti4200 ausprobieren. Leider handelt es sich dabei um die AGP8X-Version, die von diesem Treiber noch nicht unterstützt wird.
Der Vollständigkeit halber kam dann der Treiber 30.82 dran, obwohl der auch noch nicht die Gf4Ti4200 mit AGP8X unterstützt. Dieser Treiber vehält sich mit der Gf3 ähnlich wie der 29.42, bringt auch einmalig die Fehlermeldung bezüglich SUCATREG.EXE und schafft beim 3DMark2001 4639 Punkte.
Nächster Kandidat ist Treiber 40.71, der auch die AGP8X-Karte unterstützt: nach dem Neustart kommt eine Fehlermeldung, daß NWIZ.EXE nicht gestartet werden konnte, da das Programm eine fehlende Funktion in der USER32.DLL aufrufen wollte. Bei diesem Programm handelt es sich aber nur um den Einrichtungsassistenten, der einmalig nach der Treiberinstallation aufgerufen wird. Mit REGEDIT kann man den Aufruf finden und entfernen, sodaß die Fehlermeldung fortan bei Neustarts nicht mehr auftritt. Der Karteireiter bei "Eigenschaften von Anzeige" für die Grafikkarte ist trotzdem vorhanden und funktioniert. Dieser Treiber schafft mit der Gf3 4669 Punkte und mit der Gf4Ti4200 7248 Punkte im 3DMark2001, der übrigens immer noch nicht die Größe des Videospeichers erkennt.
Die Treiber 40.72 und 41.09 verhalten sich wie der 40.71 und bringen auch vergleichbare Leistungswerte.
Der Treiber 43.45 unterstützt erstmalig einige GeforceFX-basierte Karten. Die Installation erfolgt im Gegensatz zu früheren Treibern zumindest auf Gf4-Karten ohne Fehlermeldungen, der Karteireiter wird korrekt eingerichtet, es erscheint im Systray ein nVidia-Symbol, das aber zumindest unter WIN95 keine wesentlichen Funktionen bietet. Bei GeforceFX-Karten kommt beim Start eine Fehlermeldung, daß NVSVC.EXE nicht gestartet werden konnte, da in USER32.DLL eine Funktion fehlt. Auch dieser Aufruf lässt sich mit REGEDIT entfernen und behindert die Funktion des Treibers nicht. Da nur eine GeforceFX5200 zur Verfügung stand, ergibt die Angabe eines Benchmarkwertes keinen Sinn.
Die Treiber 44.09 und 45.23 scheinen einen Bug zu haben, denn 3DMark2001 läuft nicht.
Die Treiber 53.04 und 56.64 bombardieren den User nach der Installation mit einigen Fehlermeldungen und lassen sich über die Systemsteuerung auch nicht mehr deinstallieren.
Der Karteireiter bei "Eigenschaften von Anzeige" wird nicht mehr eingerichtet, sodaß am Treiber selbst auch nichts mehr konfiguriert werden kann. 3DMark2001 läuft aber wieder.
Treiber 61.76: ab hier wirds echt sinnlos unter Windows95. Zwar gibts ab jetzt Unterstützung für Gf6-Karten, beim Aufruf einer 3D-Anwendung gibts aber oftmals Ausnahmefehler. Die Fehlermeldungen beim Systemstart entsprechen denen der Treiber aus der 50er Reihe.
Damit bleibt als Fazit, den Treiber 43.45 zu nehmen und sich maximal auf eine GeforceFX-Karte zu beschränken.
Anmerkung zum Schluß:
1. Der bereits von anderen angesprochene K6-Patch für AMD-CPUs ab ca. 350MHz ist bei diesem System nicht notwendig.
2. Windows 95c unterstützt bei FAT32 maximal 32GB große Partitionen. Benutzt man eine größere Festplatte und startet FDISK, richtet das aber durchaus auch größere Partitionen ein. Die lassen sich nach einem Neustart auch formatieren, machen aber später unter Windows Probleme, da die Windows-Treiber damit wohl doch nicht klarkommen. Jedenfalls bekommt man immer mal wieder "Schreibfehler auf Laufwerk C:"-Fehlermeldungen, die dann auch dazu führen, daß ein spezielles flag gesetzt wird, sodaß SCANDISK beim nächsten Neustart unbedingt einen Oberflächentest machen will. Dies lässt sich zwar abbrechen, löscht aber das flag nicht, sodaß das bei jedem weiteren Neustart wieder passiert. Warum die Götter von M$ das übersehen haben, ist völlig unklar. In ähnlicher Form ist dieser Fehler sogar noch in Windows98 Second Edition vorhanden: da kann man nämlich bei entsprechender BIOS-Unterstützung durch das Mainboard auch FAT32-Partitionen größer 128GB erstellen - mit ähnlichen Resultaten.
3. Geplant sind Tests mit einem S423-basierten P4-System (i850-Chipsatz, 1GB RAMBUS, 1400MHz) sowie einem S478-basierten P4-System (i845-Chipsatz, 2GB DDR-RAM, 2800MHz) - näheres demnächst auf diesem Sender.
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(Stephen William Hawking)
(Igor bevölkert das Winhistory-Forum seit dem 21.09.2006)
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