Der Religionsflame
Du hast nicht im geringsten verstanden was ich gesagt habe, oder?
Du betonst immer wieder, dass Religion ja nichts rationales, nichts verbindliches an sich hat. Der Grund warum es das nicht hat ist doch schlichtweg, dass es ihm von der Wissenschaft genommen wurde.
Dadurch, dass der deskriptive Teil durch Wissenschaft falsifiziert wurde, hat sich die Religion doch erst zu etwas irrationalem, unverbindlichen entwickelt.
Ich behaupte allerdings weiterhin, dass Religion durch Rationalität abgelöst werden kann. Die Aussage die du triffst, dass Rationalität verbindlich ist und nur die Kategorien wahr/falsch kennt, ist unwahr oder zumindest unvollständig. Rationalität kann auch bedeuten, dass man die Antwort nicht kennt, sie kann auch Tendenzen zu wahr/falsch aussprechen.
Religion trifft, laut deinen Ausführungen, keine verbindlichen Aussagen - die Existenz eines Gottes wird weder verbindlich bejaht noch verneint, in der modernen Religionsausübung glaubt man einfach an ihn.
Ich verstehe nicht, warum Rationalität hier nicht greifen kann. Sie kann die Frage nach einem Gott zwar nicht absolut beantworten, sie kann sich dieser Frage aber zumindest nähern, indem sie sagt, dass es keinerlei wirkliche Hinweise auf die Existenz eines Gottes gibt.
Aufgaben wie Sinnstiftung oder Daseinsbewältigung kann die Rationalität nicht lösen, das stimmt. Aber Religion doch noch weniger.
Was Religion tut ist nichts weiter, als Antworten zu geben, die keinen Bezug zu irgend einer Realität haben. Diese Antworten funktionieren zwar, sie geben dem Leben tatsächlich einen Sinn, sie basieren aber alleine auf deskriptiven Aussagen der Vergangenheit, die als falsch entlarvt wurden. Daher ist anzunehmen, dass die Antworten falsch sind. Natürlich sind Dinge wie Hoffnung auf ein Leben auf den Tot irgendwie unverbindlich, und man kann keine wirklich verbindliche Aussage zu deren Wahrheitsgehalt treffen. Man kann aber mit rationalen Mitteln sehr wohl prüfen, ob diese unverbindlichen Aussagen wahrscheinlich sind oder nicht. Der Charakter der Religion mag es zwar erlauben, dass man trotz relativ großer Wahrscheinlichkeit, dass die komplette Lehre einer Religion falsch ist, weiter an sie glaubt, weil sie eben unverbindlich ist - sinnvoll kann das für Lebewesen wie uns, die rational denken, aber nicht sein, da es unserem Wesen widerspricht.
Ich behaupte auch weiterhin, dass Rationalität hier ein Ersatz sein kann. Auch wenn sie Dinge wie einen globalen Sinn des Lebens nicht erklären kann, so kann sie doch bei der Daseinsbewältigung helfen. indem sie uns hilft selbst zu erkennen, wie man sinnvoll lebt. Durch rationales Denken können wir beispielsweise erkennen, dass es sinnvoll ist, für Mitmenschen da zu sein, da dies die Wahrscheinlichkeit steigert, dass sie selbst auch für einen da sein werden, wenn man sie benötigt.
Somit gibt rationales Denken dem Leben durchaus einen Sinn, der dazu noch verbindlich ist. In seiner Verbindlichkeit ist der durch rationales Denken gefundene Sinn der Unverbindlichkeit einer Religion überlegen, noch dazu setzt sie nicht auf Lügen auf.
Übrigens kann Rationalität bei Fragen wie "gibt es ein Leben nach dem Tot?" auch angewandt werden. Durch Wissenschaft lässt sich zumindest eine Tendenz dahingehend erkennen, dass es keines gibt. Religion hat natürlich ihren Reiz darin, dass sie die Unfähigkeit der Wissenschaft, solche Fragen mit Sicherheit zu beantworten, ausnutzt um unverbindliche Aussagen zu treffen, die dem Menschen potentiell gefallen. Deshalb funktioniert Religion schließlich nach wie vor. Die unverbindliche Tendenz, die die Wissenschaft zu dieser Frage feststellen kann, ist jedoch wesentlich fundierter als die unverbindliche Aussage, die die Religion trifft, da sie weder auf schlichten Lügen aufbaut noch darauf, dass wir Menschen gerne daran glauben würden, dass die Frage anders lautet als die Wissenschaft vermuten würde.
Religionsglaube hilft durchaus bei Aufgaben wie Daseinsbewältigung und Sinnstiftung, so wie sie heute praktiziert wird ist sie auch nicht falsch. Im Grunde ist sie aber Wunschdenken, der Versuch, uns Dinge einzureden, auch wenn sie unwahrscheinlich sind. Für den irrationalen, dummen Menschen mag das ja durchaus funktionieren. (Achtung, funktionieren heißt nicht, dass es gut ist! Solche Menschen würden auch ein Weltbild fressen, das sie dazu bringt, böses zu tun, so lange es ihnen plausibel und wünschenswert erscheint, daran zu glauben) Der Mensch ist seinem Wesen nach aber in der Tendenz zumindest rational (nicht alles was wir tun ist in der Summe rational, aber alles was wir tun basiert auf rationalen Überlegungen), und jeder Mensch, der sich ein wenig seiner Fähigkeit rational zu denken bedient wird erkennen, dass er auf Religion nicht angewiesen und sie im Gegenteil die Unwahrheit fördert.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09.09.2010 01:58 von Commodore-Freak.)
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