Commodore-Freak schrieb: Ich bezweifle ja nicht, dass es Leute gibt, die sinnvolle Erkenntnisse aus religiösen Schriften ziehen können. Sofern sie sich aber nur auf dieser analytischen Ebene mit der Religion befassen und nur die sinnvollen Erkenntnisse extrahieren, dabei allerdings nicht wirklich an die Existenz eines Gottes glauben, nicht zur Kirche gehen etc., dann sind sie nicht religiös. Jemand, der nicht an die Inhalte seiner Religion (und dazu gehört im Falle des Christentums beispielsweise ganz eindeutig die Existenz eines Gottes, nicht nur das lernen aus religiösen Schriften) glaubt und trotzdem in die Kirche geht und Gott huldigt, obwohl er nicht von dessen Existenz überzeugt ist, ist in meinen Augen einfach dumm.
Sie sind dann sehr religiös; sie sind bloß nicht orthodox. Das Problem, das mir eure Beispiele bereiten, kann ich jetzt auch derart präzisieren: sie setzen eine orthodox gelebte Texttradition (das Wort Religion vermeide ich hier) voraus.
Das Beispiel von einem Mann der a) Bibeltexte metaphorisch liest und b) an Gottes Existenz glaubt hat wiederrum diese Eigenschaft, und mir ist es deswegen egal, weil das Anbeten eines für existent gehaltenen personalen und anthropomorphen Gottes durchaus nicht religiös ist.
Meine Thesen werden dann plausibler, wenn man mal Beispiele durchgeht, in denen Leute nicht orthodox ihre Schriften auslegen - und diese Leute sind eigentlich in der völligen Mehrheit. Hier wird so getan, als ob Leute, die religiös leben (ich behaupte, dass alle Menschen religiös leben, aufgrund der Beschränkung von Rationalität, aber das ist ei anderes Fass) irgendwelche unmündigen vollidioten wären, die an irgendeinen Gott-Cartoon glauben oder radikal orthodoxe Hardlinder wären. Ihr kritisiert nur diejenigen, die in eine dieser beiden Kategorien fallen - so wie dieser amerikanische Comedian, der dafür einen ekelhaft oberflächlichen und reingeschnittenen Jubel bekommt.
Zitat:Wegen dem Tatsachenbericht: Wann gehst du endlich mal darauf ein, dass eine Fiktion, die um einen ehemaligen, aber falsifizierten Tatsachenbericht herumgestrickt ist, einfach mal quatsch ist?
Ich habe öfters gesagt, dass mir die Geschichte von Texttraditionen recht egal ist. Mich interessiert nicht, ob/dass man früher die Bibel wörtlich gelesen hat. Das habe ich bereits im ersten Absatz von #64 gesagt.
Wenn man die Bibel unter dem ASpekt von Weltdeutung betrachtet, ist es egal, ob die Aussagen des Textes wenn man ihn wörtlich liest falsifiziert sind oder nicht. Auf der Ebene, auf der ich Religion ansiedle - und das habe ich schon wirklich oft gesagt - ist diese deskriptive Bedeutungsebene schlicht und einfach historisch wie auch systematisch vollkommen egal.
Für mich ist die Diskussion eigentlich zu einem Ende gekommen, weil ich mehr und mehr nur noch auf schon gesagtes verweise, häufig wirklich nur noch wiederhole und nicht mehr expliziere/verfeinere.