Der Islam gehört zu Deutschland!
Häufig wird davon berichtet, dass die Christen in den meisten muslimischen Ländern ja 0 Toleranz hätten usw. Für manche totalitäre(!) und rückständige Staaten mag das ggf. sogar richtig sein; falsch ist das für Ägypten und, so meine Behauptung, für die Türkei. In Istanbul jedenfalls gibt es hunderte christlichen Gemeinden, die friedlich neben den muslimischen leben.
Damit ist vereinbar, dass im anatolischen Inland Christen verfolgt und nicht toleriert werden. Hat jemand hier mal versucht auf einem Dorf im Schwarzwald eine Moschee zu errichten? Weiß hier jemand, wie es sich in ostdeutschen Dörfern anfühlt als Moslem zu leben? Anatolien ist ein sehr ländliches und daher vermutlich stark traditionelles Gebiet, genauso wie man es auch von bayerischen Dörfern erwarten dürfte. Nichtmal ehemalige deutsche Ostpreußen hatten es nach dem zweiten Weltkrieg leicht, in solchen dörflichen Gemeinschaften Fuß zu fassen. Es ist ganz natürlich, dass auf dem Land erhebliches "Traditionsbewusstsein" anzutreffen ist.
Letztlich haben wir es bei diesen Intoleranzen um keine Sache von Religion sondern um eine Sache von Lebensumständen zu tun. Dass Chiaki mit seinen Erfahrungen traurigerweise vollkommen recht hat, liegt nicht nur daran, dass man bei der Zuwanderung seinerzeit irgendwelche rückständigen Dörfler aus der Türkei rübergeholt hat, sondern auch daran, dass diese dann konstant in relativer Armut gehalten werden, da es nur den wenigstens Emigranten möglich ist, hier einen guten Schulabschluss und wirtschaftlichen Aufstieg zu schaffen. Mich würde eine Studie interessieren, die die Kriminalitätsrate unter wohlhabenden Türken hier in Deutschland beleuchtet. Von Deutschen, die in denselben Umständen aufwachsen (viele gibt es nicht, aber doch ein paar) erwarte ich eine ähnliche Kriminalitätsrate. Es gibt viele asoziale Deutsche, das habe ich erst gestern festgestellt, als es an einem Samstag Abend in einem Club fast zu einer Schlägerei gekommen wäre. Wieso redet von denen hier niemand?
Man überschätzt offenbar völlig den Einfluss der Religion. Irgendwelche Integrationsmaßnahmen, und dieses ganze Gerede von der Zugehörigkeit des Islams zu Deutschland hängt mir zu den Ohren raus, da diese Redeweise implizit die vorhandene Segregation bestärkt, und eigentlich am eigentlichen Problem vorbeigeht: sozialen Misständen. Würden diese angegangen werden, würde man am effektivsten die Reduzierung von Gewalt und Segregation erwirken. Das Problem liegt nicht auf kulturellen Koordinaten, sondern die vorhandenen Probleme haben wir schlicht aus sozialen Misständen heraus. Dieser ganze Integrationsmüll geht am eigentlichen Problem vorbei, und ich erwarte mir davon keinerlei Veränderung. Die Geschichte der USA dürfte ein gutes Beispiel für den integrativen Effekt von wirtschaftlichem Wohlstand sein.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 31.10.2010 11:24 von miguel.)
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