Das ganze Gejammer über die Drosselung erschließt sich mir nicht so richtig. Der einzige echte Kritikpunkt ist m. E., dass nicht alle Inhalte gleichermaßen gedrosselt werden sollen, was der Netzneutralität zuwider läuft. An diesem Punkt kann der Gesetzgeber vermutlich wirksam einschreiten. Wenn aber die Drosselungen so kommen sollten, dass ausnahmslos alle Inhalte bei Überschreiten eines bestimmten Transfervolumens gleichermaßen gedrosselt werden, wären die Drosselungen nicht grundsätzlich zu beanstanden. Niemand wird gezwungen, einen solchen Vertrag zu unterschreiben, was dann allerdings vor allem in ländlichen Regionen ohne Konkurrenzanbieter zu einem Leben ohne Internet oder Festnetztelefon führen kann. Andererseits kann man mit 384 kBit/s downstream durchaus sinnvoll surfen. Früher ging das ja auch mit 56kBit/s-Modem oder 64kBit/s-ISDN. Von diesen mit Flash, Java, JavaScript und ähnlichen Scheußlichkeiten sinnfrei aufgeblähten Seiten wird man sich dann eben fernhalten. Und diesen ganzen Multimedia-Sch☠☠☠ braucht eigentlich auch keiner. E-Mails sind mit 384 kBit/s gar kein Problem, man muss nur dieses dämliche HTML abschalten und keine Monsterdateien anhängen. E-Mails sind Text! Vielleicht gibt es nach der flächendeckenden Einführung von Drosselungen endlich wieder mehr schlanke Internetseiten, bei denen *Informationen* im Vordergrund stehen und nicht dieses ganze nutzlose - wie die Briten sagen - "eye-candy". Weiters ist zu beachten, dass die Drosselung erst bei Überschreiten eines bestimmten Transfervolumens pro Monat greift. Bei den momentan diskutierten Transfervolumina reicht es dicke, um mit hoher Geschwindigkeit eine Linux- oder FreeBSD-Distri und dazu 'ne entsprechende Packung OSS zu saugen, den *schlank gehaltenen* Nachrichtenticker (Ticker war mal ein Kurzwort für Fernschreiber!) zu lesen, in der Wikipedia zu blättern, sich in dem einen oder anderen Forum virtuell rumzutreiben und danach noch ein paar Videos zu glotzen.
Grundsätzlich kann ich den Ansatz, bei Überschreiten eines bestimmten Transfervolumens die Bandbreite zu drosseln, nachvollziehen. Bandbreite ist nun mal nicht beliebig verfügbar. Und es ist irgendwo auch nicht einsehbar, dass einige Extremsauger so viel Bandbreite belegen, dass für die anderen gar keine Bandbreite mehr verfügbar ist. Auf der anderen Seite würden auch die Anbieter (Voraussetzung: netzneutrale Drosselung!) dazu angehalten, ihre Angebote hinsichtlich der benötigten Bandbreite herunter zu skalieren. Webdesigner müssten wohl wieder mehr HTML nutzen und auf den anderen Müll verzichten - ach, wär das schlimm
In diesem Thread gibt es übrigens ein schönes Beispiel, wie unnötig Bandbreite belegt wird. Im Beitrag #8 gibt es einen Link zu einem Video. Der Link an sich ist nicht das Problem, wohl aber das Video. Am Anfang kommt Werbemüll (bewegte Bilder & Musik), den niemand braucht. Danach kommen (immerhin!) nur ein Standbild und ein dazu gesprochener Text. Trotzdem dürfte dieses Video mehrere MBit/s Bandbreite belegen. Der Werbemüll am Anfang und auch das Standbild enthalten keine für das Thema relevanten Informationen. Der gesprochene Text würde in Schriftform als HTML-Seite selbst mit dem Standbild drin und dem Werbemüll reduziert auf ebenfalls ein Bild nur wenige 10 kBit/s Bandbreite belegen. Als reine Textdatei würde die belegte Bandbreite auf wenige kBit/s schrumpfen. Und diese Textdatei kann man ja auch noch mit bzip2 o.ä. komprimieren.