(30.04.2014 00:23)meego4ever! schrieb: Linux auf dem 386. Das sieht mal richtig spannend aus. Wie fühlt sich das System den an, kann man damit auch etwas 'arbeiten'? Und wie bekommt man es auf einen so alten Rechner installiert?
Auf der Console ist die Geschwindigkeit vor dem Hintergrund der verbauten Hardware akzeptabel. Mit mc lässt sich arbeiten. X ist natürlich so 'ne Sache. "startx" und dann kann man sich erst mal um $_Lieblingsgetränk kümmern, bevor der Bildschirm aufgebaut ist. Die 32 MiB RAM sind dann auch ziemlich voll, was die Sache natürlich recht zäh macht.
Die alten Slackware-Versionen, die noch mit einem 2.4er Kernel daher kommen, bringen auch einige images für Boot-Disketten mit. Davon wird dann für ein 386er-System mit IDE-HDD und Atapi-CD-ROM (am IDE-Controller, nicht an einer Soundkarte!) die "startet auch auf'm 386er mit IDE"-Diskette erstellt und diese Diskette schubst dann die weitere Installation von CD an. Danach läuft das wie jede andere Slackware-Installation auch ab, also komplett im Textmodus! Es geht natürlich auch schneller, indem die Festplatte in ein moderneres System gehangen wird und dort installiert wird. Wichtig ist dabei aber, dass die Festplatte dort mit der exakt gleichen Geometrie wie im 386er betrieben wird, was für IDE-Festplatten i.d.R. zu Fuß im BIOS eingestellt werden muss! Bei SCSI-Festplatten sollten Festplatte und SCSI-Controller aus dem 386er in das modernere System für die Installation transferiert werden. Nach dem Rücktransfer in den 386er muss evtl. einmal mit der erwähnten Boot-Diskette angestartet werden, wenn LILO rumzickt.
Die letzte Slackware, die auf 386ern lauffähig ist, ist die Version 9.0. Ab Version 9.1 wird mindestens ein 486er vorausgesetzt.
Vergesst DeLi Linux, das eigentlich für so alte Gurken gedacht ist. Im Vergleich zu Slackware 9.0 ist DeLi 0.7.2 (neuere brauchen dann doch schon einen 486er) eine Schlaftablette!
Auf einem 386er sollte unbedingt ein zur Hardware passender Kernel gebaut werden, denn hier geht es um jedes Byte RAM! Allein durch das Rausschmeißen des gesamten PCI-Geraffels aus dem Kernel schrumpft dieser auf ca. 55% gegenüber einem sonst gleichen Kernel mit PCI-Kram drin. Außerdem enthalten die Distri-Kernel für 386er die "Math Emulation", die bei vorhandenem Koprozessor natürlich raus muss. Auf dem hier beim entsprechenden Desktop erwähnten 386er dauert "make dep clean bzImage" für Kernel 2.4.33.3 etwa 1½ Tage. Der PC sollte also irgendwo stehen, wo er nicht stört, während er vor sich hin rödelt.
Für Linux auf einem 386er empfehle ich mindestens:
- 386er mit min. 33 MHz
- 387er Koprozessor - "Math Emulation" will man definitiv nicht im Kernel haben!
- nur Console: min. 8 MiB RAM
- mit X: min. 32 MiB RAM
- mit X: VGA-Grafikkarte mit min. 1 MiB Grafikspeicher
- serielle 3-Tasten-Maus an RS232, bei PS/2-Kisten halt die vorhandene PS/2-Maus (Maus ist auch auf der Console sinnvoll einsetzbar)
- Festplatte, Größe abhängig von dem, was installiert werden soll, sollte danach zu max. ca. 70% gefüllt sein ("Luft" für $_wasauchimmernochkommt). Linux braucht das BIOS nur zum Starten des Kernels, danach interessieren BIOS-HDD-Limits nicht mehr!
- Diskettenlaufwerk 3½" 1,44 MB
- CD-ROM-Laufwerk, das gebrannte CD-R lesen kann, IDE oder SCSI
- wenn eine IDE-Festplatte eingesetzt werden soll, dann eine, die mdma2/pio4 kann, damit die nicht der Flaschenhals wird, BIOS-HDD-Limits s.o.; wenn eine SCSI-Festplatte eingesetzt werden soll, dann eine, die nicht der Flaschenhals wird
- 10Base-T-fähige Ethernetkarte, die viel in Hardware erledigt, z. B. 3Com 3C509B - damit man später nicht für jeden Pups, der nicht mehr auf eine Diskette passt, 'ne CD brennen muss.
Ach ja, falls man auch noch DOS auf der Kiste haben möchte, ist das auch kein Problem. Entweder bestiefelt man eine für das BIOS zu große IDE-Festplatte mit einem DDO, oder man gibt dem DOS die ersten 1014 Zylinder (ca. 490 MB) auf der Festplatte und packt in Zylinder 1015-1022 (sicher ist sicher, deshalb nicht bis 1023) /boot mit dem Kernel. Dahinter kommen dann / und swap und ggf. weitere Partitionen, ohne DDO aber nur welche für Linux, weil DOS da ohne DDO nicht dran käme.