Auf jeden Fall ist Kompilieren unter Linux heutzutage nicht mehr so zu verstehen, wie du vielleicht vor 15 Jahren Programme unter DOS kompiliert hast – oftmals geht es nur darum, sich mithilfe des Repository der Distribution die passenden Quellcode-Pakete herunterzuladen, vorher auf Wunsch weniger (z. B. Arch) oder mehr (Gentoo) an den Konfigurationen für das spezifische Paket zu schrauben und einen automatischen Compiler zu starten, der dich am Ende i.d.R. mit einem fertig installier- und deinstallierbaren Paket belohnt und, wie Coni gesagt hat, insgesamt zu einem angepassterem System führt. Wenn dir das eher nicht zusagt, nimmst du am besten eine „binäre“ (aus vorkompilierten Paketen bestehende) Distribution.
Arch Linux: Hat den Vorteil, dass sein 32-Bit-Zweig bereits auf i686 (Pentium-II-Niveau) optimiert ist. Möglichst einfach von der Entwicklerseite (der Mechanismus zum Kompilieren eigener Pakete ist zum Beispiel wunderbar einfach), ist es auch recht einfach über die Konsole zu konfigurieren (nach BSD-Manier wird der Hauptanteil der Konfiguration über die Hauptkonfigurationsdatei /etc/rc.conf erledigt, andere Konfigurationsdateien sind in der Regel nur bei der Installation einmalig zu bearbeiten und gut dokumentiert). Arch wird mit einfachen, aber wirkungsvollen Eigenkreationen von Konsolentools wie pacman (Paketmanager) oder netcfg (Netzwerk-Profilauswahl bei tragbaren Computern), für die es auch grafische Frontends gibt, verwaltet. Anleitungen, etwa bei wiki.archlinux.org oder .de, sind zwar knapp, geben aber genau an, was du wissen musst, um etwa einen X-Server oder eine Desktopumgebung zu installieren – ich empfinde das als optimalen „Lernweg“. Arch Linux ist eine „gleitende“ Distribution – das heißt, Versionsnummern des Betriebssystems haben wenig zu sagen, ein explizites Distri-Upgrade muss man bei einer neuen Version nicht machen, per Updatebefehl ist man immer auf dem aktuellsten Stand. Nachteil ist manchmal, dass externe Anleitungen im Internet für exotischere Programme ein wenig angepasst werden müssen und für andere Distributionen vorkompilierte Pakete nur mittelbar genutzt werden können.
Ubuntu (gerne auch als Xubuntu für schwächere Rechner): Hat den Vorteil, dass es Debian-Pakete (welche der eine weitverbreitete Standard für vorkompilierte Pakete neben RPM ist) nutzt und von Fremdquellen direkt nutzen kann, weiterhin schon als Live-CD den Funktionsumfang des Betriebssystems im installiertem Zustand zeigt. Die Dokumentation u.a. im
ubuntuusers.de-Wiki ist wunderbar, die Community beantwortet auch in der Regel „dumme“ Fragen zuvorkommend. Der Paketmanager APT kennzeichnet sich leider dadurch, dass sich seine Datenbank leicht aufbläht und seine Verarbeitungsgeschwindigkeit manchmal nervig ist. Kompilieren geht in der Regel nur per Hand und mit den (nach Anleitung schon vorinstallierten) Quellcode-Paketen der Abhängigkeiten eines Pakets, ist aber angesichts des riesigen Repository i.d.R. nicht notwendig. Bei all der schönen Oberfläche sollte man seine Maus allerdings immer mal regelmäßig zum Starter fürs Terminal bewegen, um den Umgang mit dem „richtigen“ GNU/Linux zu üben, auch wenn ich glaube, dass das beim technikinteressierten Benutzer (im Gegensatz zu manch anderen Ubuntu-User in diesem Forum, der in 2 Jahren es kein einziges Mal geschafft hat, die Konsole zu öffnen) bald von allein kommt.
Debian Linux: Urahn aller debianartigen Distributionen wie Ubuntu, Knoppix etc. Siehe Ubuntu – aber zunächst völlig ohne grafische Oberfläche. Wenn man
sowohl den stable- als auch den testing-Zweig benutzt, hat man im Gegensatz zu anderen Cutting-Edge-Nicht-Debian-Distris für eine Arbeitsstation eine vernünftige Mischung aus Stabilität und Aktualität. Die Dokumentation im gesamten Internet ist insgesamt sehr gut, man sollte aber grob auf die Aktualität achten, da es stabile Versionen von Debian schon seit 1996 gibt.
Andere Distris habe ich bisher leider noch nicht ergiebig getestet. Gegebenenfalls wäre es nach einer Eingewöhnungsphase sinnvoll, sich auch mal mit BSD-Distributionen wie FreeBSD zu beschäftigen, da diese weniger GNU als vielmehr ursprünglicheren Unixen nahestehen.
Für den Anfang würde ich
Linux auf einem Blatt (mit zwei Seiten
) empfehlen, damit man es immer griffbereit neben der Tastatur und eine kleine Referenz für die Entsprechungen zu seinen DOS-Kenntnissen hat (auch wenn jedes Programm durch seinen Namen recht deutlich ausdrückt, was es macht).