Weiß Google zuviel?

  • Hey, Leute,
    was mich seit einiger Zeit beschäftigt, seit ich ein neues Handy habe:

    Es ist bequem, also verbinde ich mein gmail-Konto über das Android-OS meines Handys miteinander. Klar: praktisch: Kontakte synchronisieren.
    Also gibt es jetzt einen einzigen Kontakt Basti Mustermann mit Telefonnummern und Mail-Adresse.
    Auf einmal hat Google also ein komplettes Profil von Menschen mit denen ich verkehre - und das aus Realnamen.
    Dank google maps und der Navigationsfunktion weiß Google wahrscheinlich auch, wo ich wohne und wo ich hin fahre. Seit Street-View weiß es auch noch, wie mein Haus aussieht.

    Jetzt, wo es noch google+ gibt (dem ich noch nicht beigetreten bin), könnte das Twitter und Facebook eigentlich nutzlos machen.

    Da man sich ja nicht ständig ausloggt, weiß Google auch nicht nur, nach was die Leute im Web suchen, sondern wer die Suche eingegeben hat.

    Den Kalender & Co nutze ich (noch) nicht, aber es gibt ja auch genug Leute auf der Welt, die hier ihre Termine eintragen.

    Ich weiß nicht, ob ich es toll finden soll, wenn ein einziger Konzern darüber Informationen hat, wie ich heiße, wie die Namen meiner Freunde und Bekannten lauten, was ich wann getan habe bzw. tun werde und wo ich bin.

    Was haltet ihr davon?

    EDIT: Habe ich google Analytics eigentlich erwähnt?...

  • Ich verteile meine Daten einfach. Google kennt meine Suchanfragen, Yahoo meine Mails und Facebook meine Freunde und für spezielle Sachen schreib ich eben eigene Programme. So hat kein Konzern alles von mir und ich muss mich trotzdem nicht einschränken.

    Spoiler anzeigen


    Haupt-Laptop:
    Dell Vostro 3560 - i7-3632QM, 6GB
    Rechenknechte:
    Lenovo - i5, 4GB
    Medion - Pentium Dual Core, 3GB
    IBM T60 - Core Duo, 2GB
    Lenovo T400 - Core2Duo, 2GB
    Server:
    Sony - Pentium M, 512MB
    Unbenutzt:
    Noname - Celeron D, 1GB

  • Ja, Google weiß eindeutig viel und eventuell sogar viel zu viel. Aber den deutlichen Komfort den ich dadurch habe (gerade im Hinblick auf Android), ist es mir zumindest wert. Würden sie ein Spiel rausbringen (egal ob kostenlos oder kostenpflichtig) würde ich es spielen, egal welches Genre.

    Ich hoffe auch bald, das Google+ noch deutlich erweitert wird und immer mehr Freunde von mir dahin wechseln. Dann sind wir diesen Facebook-Crap endlich los.

    Einmal editiert, zuletzt von dancle (10. Juli 2011 um 17:33)

  • Erstens musst du bisschen differenzieren. Google weiss nicht wie dein Haus aussieht, weil mir kein Google Dienst bekannt wäre, der deine Adresse erfordert. Abgesehen von der Tatsache dass die Hausfassade eine herzlich uninteressante Information ist. Ähnliches gilt für den Realnamen. Ausser Google+ (und da herrscht kein Registrierzwang wie bei Facebook) kannst du bei jedem Dienst Pseudonyme verwenden. Ich will damit nicht sagen, dass es einem Data Miner nicht möglich wäre, diese Information zu extrapolieren. Aber gespeichert werden sie direkt nicht. Soviel zu den datenschutzrechtlichen Details.

    Zweitens ist das Problem nicht Google. Google-Bashing mit "Datenkrake" wie man es anderswo liest, ist m.E. völlig unangebracht, denn gäbe es Google nicht, würde ein anderes Unternehmen den Zeitgeist ausnutzen und genau die gleichen Dienste anbieten. Die Nachfrage alle möglichen Daten maschinenlesbar gespeichert und abfragbar zu haben, ist vorhanden. Google macht lediglich das Angebot dazu.

    Das heisst man kann jetzt zwei Dinge tun, um das Problem des Datenmonopol von Google zu diskutieren: Die Nachfrageseite (die Konsumenten) bearbeiten oder die Angebotsseite (die Unternehmen) zu bearbeiten.

    Das Problem liesse sich angebotsseitig beispielsweise rechtlich lösen: Erstens etwas gegen das Quasi-Wirtschaftsmonopol von Google tun, zweitens stärkere Datenschutzrechte implementieren, die bspw. eine dezentrale verschlüsselte Speicherung der Daten verlangen. Aber auch das ist nicht so einfach, schlichtweg weil sich technisch wirksamer Datenschutz und benutzerorientierte Datendienste sich konzeptionell widersprechen.

    Lange Rede, kurzer Sinn: Das Problem lässt sich nicht einfach lösen, vielleicht müssen wir uns damit einfach einrichten.

    Der Beitrag ist schon viel zu lange, auf Wunsch formuliere ich gerne hier das eine oder andere noch aus.

    Einmal editiert, zuletzt von gandro (10. Juli 2011 um 17:54)

  • Gandro: ja, klar kann ich Pseudonyme verwenden, aber ich mag mir nicht für jeden Kontakt ein Pseudonym ausdenken. Und spätestens wenn 3 Leute deine Mail-Adresse mit deinem Realnamen abspeichern ist die Zuordnung klar.
    Meine Hausfassade lässt z.B. den Schluss zu, welcher Schicht ich angehöre: Villa oder Zimmer im Blockbau.

  • Zitat von klemmi

    Meine Hausfassade lässt z.B. den Schluss zu, welcher Schicht ich angehöre: Villa oder Zimmer im Blockbau.


    Google wird nicht deine Hausfassade mit aufwändiger Bilderkennung analysieren (von Hand schon gar nicht) um an diese Information zu kommen, sondern dein Such- und Kaufverhalten untersuchen, und ist damit noch viel exakter. Denn gibt genügend Leute deren Hausfassade nicht zu ihrem Milieu passt, da müsste man schon die Wohnung scannen.

    Eine Hausfassade ist keine personenbezogene Information. Deine maschinenlesbare Adresse ist es, aber das maschinenlesbare Bild der Hausfassade alleine lässt keinerlei sinnvolle Rückschlüsse zu.

  • Natürlich weiß Google zu viel, youtube gehört auch noch zu google, also weiß Google auch welche Videos du hochlädst und anguckst

    Da ist sicher auch mal was für euch dabei::mb:

    Mein E-bayshop

    ______________________________________________

  • Zitat von cades

    Natürlich weiß Google zu viel, youtube gehört auch noch zu google, also weiß Google auch welche Videos du hochlädst und anguckst

    Und...sollte ich mir jetzt davon nen harten machen. Weiß halt Google welche Videos ich schaue. Last.fm kennt auch meinen Musikgeschmack und Xfire kennt meine Spiele die ich zocke. Sind für mich jetzt keine heiklen privaten Daten. Abgesehen davon das man Youtube auch ohne Anmeldung verwenden kann.

    Einmal editiert, zuletzt von dancle (10. Juli 2011 um 19:11)

  • die ganzen allgemein-öffentlichen google-dienste (websuche, youtube, bildersuche, books, translate, usw) kann man alle auch unangemeldet bzw im privaten Modus nutzen, das wird auch so bleiben und das ist prinzipiell auch ne nützliche sache für wirklich heikle sachen
    bei so sachen wie mail oder google+ ist halt klar, dass man da nen account braucht und dass sie da zwangsweise paar infos über einen erhalten, dessen muss man sich eben auch bewusst sein (und eben nich seine firmen-mails oder sonstige sachen über gmail abwickeln).

    Darüber hinaus setzt sich bei mir auch langsam sone "na was solls"-Einstellung durch, eben weils komfortabel ist. natürlich ist das eine gefährliche einstellung, aber warten wirs mal ab...bisher ist das wohl alles noch pustekuchen gegen das, was uns noch erwarten wird.

    übrigens: streetview als argument katapultiert jeden diskutierenden sofort ins aus

  • Dann können wir ja aufs eigentliche Problem zurückkommen, denn das halte ich für einiges interessanter und kniffliger.

    Ich würde "das eigentliche Problem" nämlich wie folgt formulieren: Damit eine Datendienst wie Suchmaschine für den Benutzer optimal funktionieren kann, muss die möglichst viel über den Benutzer wissen. Google soll wissen, dass ich in Zürich lebe, damit ich das bei der Suchanfrage nach Handwerkern nicht angeben muss. Google soll meinen Kalender haben, damit ich ihn beim Freund am Laptop nachschlagen kann.

    Dadurch entsteht ein Komfortgewinn. Es macht meiner Meinung nach kaum Sinn, Google möglichst wenig Daten zu geben (z.B. wie es niwax tut oder ich das früher getan habe). Das liegt nämlich nicht im Interesse des Nutzers - und in Zukunft wird diese Komforteinbusse nur noch grösser.

    Die Kehrseite ist natürlich, dass dadurch ein Datenmonopol entsteht. Das will man einerseits rein wirtschaftlich nicht, andererseits macht das das Missbrauchspotential grösser: Einerseits könnte Google immer mehr Unsinn anstellen, andererseits werden Angriffe auf Google viel interessanter, weil man dann plötzlich über GMail Zugriff auf PayPal hat, oder man kann eine Person über die getätigten Suchabfragen erpressen.

    Will man Datenschutz und Wettbewerb also nach wie vor gewährleisten, dann braucht es meiner Meinung nach technische Massnahmen. Wie wäre es z.B. wenn es einen Dienst gäbe, wo ich alle meine Daten in einen mehrstufig verschlüsselten Container packen kann, und Google und allen Diensten dann bei Bedarf darauf Zugriff gebe.

    Die Frage ist, wie man so etwas einerseits sicher genug umsetzen könnte, andererseits auch bequem genug. Denn Vista-artige Sicherheitsabfragen ("Wollen Sie wirklich der Google-Suche ihr Adressbuch übermitteln?") schaden letztendlich mehr als sie nutzen.
    Und die Frage ist, ob man einen solchen Standard gesetzlich erzwingen könnte - oder was sonst nötig wäre um so etwas zu erreichen.

    Die Alternative dazu wäre ein gesellschaftlicher Wandel anzunehmen. Wenn sich die Einstellung zur Privatsphäre ändert und der Chef irgendwann kein Problem mehr mit Saufbildern hat, weils die eh von jedem gibt. Dann aber wiederum sehe ich rechtsstaatliche Probleme (Schutz der Minderheiten, Repressionen usw).

  • Zitat von gandro


    Die Alternative dazu wäre ein gesellschaftlicher Wandel anzunehmen. Wenn sich die Einstellung zur Privatsphäre ändert und der Chef irgendwann kein Problem mehr mit Saufbildern hat, weils die eh von jedem gibt. Dann aber wiederum sehe ich rechtsstaatliche Probleme (Schutz der Minderheiten, Repressionen usw).


    Man das aber auch so nutzen, wenn man eben auffallen möchte. Wenn ich meinen vollen Namen bei Google eingebe, bekomme ich gleich auf der ersten Seite den Mathewettbewerb Baden-Württemberg, mein Praktikum am KIT und diverse Programme und Projekte von mir zu sehen. Bei solchen Dingen achte ich dadurch sogar darauf, meine echten Daten anzugeben.

    Spoiler anzeigen


    Haupt-Laptop:
    Dell Vostro 3560 - i7-3632QM, 6GB
    Rechenknechte:
    Lenovo - i5, 4GB
    Medion - Pentium Dual Core, 3GB
    IBM T60 - Core Duo, 2GB
    Lenovo T400 - Core2Duo, 2GB
    Server:
    Sony - Pentium M, 512MB
    Unbenutzt:
    Noname - Celeron D, 1GB

  • Zumal die Frage doch auch sein sollte; ist es problematisch, dass jemand oder etwas viel über den anderen weiß? Woraus ergibt sich hier notwendigerweise eine Problematik?

    Sicherlich, es gibt kompromittierende Daten, die sind gefährlich; der Inhalt von Trivial-Emails und Suchanfragen ist aber nur nützlich, wenn man wie Googe, gezielt Werbung schalten will.

    Zumal Google auch alle Daten erst einmal konzertiert zusammenführen und allesamt analysieren müsste.
    Aber, inwiefern ist das nun gefährlich?

    Das Leben ist nunmal ganz zentral, der Austausch von Informationen, ob Google die nun hat oder der beste Freund, das ist irrelevant. Schließlich ist Google auch ein Kapitalorientiertes Unternehmen.

    Wäre Google ein Staat, sähe der Fall ganz anders aus, aber unter den jetzigen Umständen ist Googles Wissen nicht gefährlich, und das wird es auch nie sein.

    Also weiß Google einiges, kann aber, um auf die negative Implikation der Frage einzugehen, nicht zuviel wissen um zu schaden.
    Ergo ergibt sich auch kein Problem

  • Zitat von Ultra10

    unter den jetzigen Umständen ist Googles Wissen nicht gefährlich, und das wird es auch nie sein.


    Da machst du es dir zu einfach. Mir fallen mehrere Szenarien ein, in denen ich als Benutzer auf Google vertrauen muss, sorgfältig mit meinen Daten umzugehen:

    1. Das genannte Beispiel mit Zugriff auf den E-Mail-Account. Wer in mein E-Mail-Postfach gelangt, hat Zugriff auf mein PayPal-Account, diverse Datenbanken diverser Webseiten wo ich Admin-Rechte, Zugriff auf alles was mein Studium betrifft. Ein simpler Kleinkrimineller ohne persönliche Absichten könnte da schon richtig schön Unsinn anstellen.

    2. Das betrifft die meisten hier nicht, aber spätestens seit der Ägyptischen Revolution und Wikileaks ist klar, dass das Internet als Kommunkationsplattform durchaus enormen Einfluss auf Politik haben kann. Verwende ich als Aktivist einen von Internetdienst, dann muss ich dem Anbieter vertrauen, dass er nicht vorauseilenden Gehorsam ausübt, sondern erst auf richterlichen Erlass meine Daten rausrückt. Rob Gonggri und Twitter als Beispiel.

    3. Obiges sind Missbrauch durch Dritte. Ich stimme dir zu, dass Google als Unternehmen selber wenig Interesse an Missbrauch hat. Nichtsdestotrotz existieren auch da Angriffsvektoren, so gibt es beispielsweise den dokumentierten Fall eines Ex-Google-Mitarbeiters, der bei Google gespeicherten Daten benutzt hat, um Teenager zu belästigen.

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